Forschungspreis der René Baumgart-Stiftung 2006:

Neue Studie belegt: Atem- und Bewegungsübungen verbessern die Lebensqualität von Patienten mit Lungenhochdruck

Im Rahmen des 47. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) in Nürnberg, überreichte Prof. Dr. Horst Olschewski, Universitätsklinik Graz, im Namen der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung den mit 5.000 € dotierten Forschungspreis an Dr. Derliz Mereles, Nicola Ehlken (beide Universitätsklinik Heidelberg) und Sandra Kreuscher (Bad Wiessee). Der Mediziner und die beiden Physiotherapeutinnen nahmen die Auszeichnung stellvertretend für alle an der Studie beteiligten PH-spezialisierten Mediziner aus Deutschland und österreich entgegen. Der jährlich ausgeschriebene Preis würdigt Forschungsarbeiten, die sich klinisch oder experimentell mit dem Krankheitsbild des Lungenhochdrucks (Pulmonale Hypertonie - PH) beschäftigen.

Die Studie mit dem Titel Exercise and Respiratory Training Improve Exercise Capacity and Quality of Life in Patients with Severe Chronic Pulmonary Hypertension wurde von der Arbeitsgruppe von PD Dr. Ekkehard Grünig, Universitätsklinik Heidelberg, durchgeführt. Sie überzeugte die unabhängige Jury durch ihre Originalität und den Patienten orientierten Ansatz. Die Publikation belegt, dass durch gezielte Atem- und Bewegungstherapie die körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität bei Patienten mit schwerem chronischen Lungenhochdruck verbessert werden kann. Das Abrücken vom Gebot der körperlichen SchonungFür PH-Patienten galt lange Jahre das Gebot der körperlichen Schonung. Zur überprüfung dieser Verhaltensregel und zur Etablierung einer neuen Therapie für Patienten mit Lungenhochdruck, wurde an der Universitätsklinik Heidelberg von der Arbeitsgruppe von PD Dr. Ekkehard Grünig das Projekt "Atem- und Bewegungstherapie bei Lungenhochdruck" initiiert. An diesem Projekt beteiligten sich nahezu alle führenden PH-Zentren in Deutschland.

Trainingsprogramm besteht aus gezielten Atem- und Bewegungsübungen

Zusätzlich zu ihrer neuen medikamentösen Therapie, die in der Regel von einer auf PH-spezialisierten Klinik eingeleiteten wurde, erhielten die an der Studie beteiligten PH-Patienten unter stationärer überwachung in der Rehabilitationsklinik Heidelberg-Königstuhl zunächst ein 3-wöchiges spezielles Trainingsprogramm, bestehend aus gezielten Atem- und Bewegungsübungen. Die übungen konnten die Patienten danach ambulant fortsetzen. Die Erfolge dieses Trainings wurden mittels anerkannter klinischer Methoden überprüft.

Erfolge stellten sich schon nach dreiwöchiger Therapie ein

Die Ergebnisse der randomisierten Studie zeigen, dass der Gesundheitszustand der Patienten sich während der 3-wöchigen stationären Rehabilitationsmaßnahme ganz erheblich verbessern kann. Durch vorsichtiges Atem- und Bewegungstraining erhöhte sich beim so genannten 6-Minuten-Gehtest, einer Bezugsgröße zur Messung der Leistungsfähigkeit von PH-Patienten, die zurückgelegte Wegstrecke ganz erheblich. Die Lebensqualität der Studienteilnehmer verbesserte sich und die Patienten lernten, besser mit ihrer Krankheit zurecht zu kommen und sie gewannen eine realistischere Selbsteinschätzung. Die Untersuchungen sollen fortgesetzt und Techniken zur ambulanten Durchführung der Therapiemaßnahmen erarbeitet werden.

Was ist pulmonale Hypertonie?

Lungenhochdruck entsteht im kleinen Blutkreislauf der Lunge. Im menschlichen Körper fließt sauerstoffreiches Blut von der linken Herzkammer durch den gesamten Körper. Es versorgt Organe und Muskeln mit Sauerstoff und fließt über Venen zur rechten Herzkammer (großer Kreislauf). Das sauerstoffarme Blut wird dann vom rechten Herzen durch die Lungengefäße gepumpt. Dort nimmt es Sauerstoff, den wir durch Nase und Mund einatmen, auf und fließt weiter zum linken Herzen (kleiner Kreislauf). Bei der pulmonalen Hypertonie verengen sich die Blutgefäße in der Lunge zunehmend. Dadurch entsteht ein Widerstand, der zu einem Bluthochdruck zwischen Herz und Lunge führt und der oft einher geht mit einer Sauerstoffunterversorgung der Organe und Muskeln. Das rechter Herz passt sich zunächst dem Druckanstieg an. Der Herzmuskel verdichtet sich und das rechte Herz vergrößert sich. Unbehandelt geht die Erkrankung mit einer stark eingeschränkten Lebenserwartung einher.

Ziele der René Baumgart-Stiftung

Bis vor einem Jahrzehnt standen in Deutschland zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie keine Medikamente zur Verfügung, Forschung zum Krankheitsbild fand kaum statt.
Dank der in den letzten Jahren intensivierten Forschungsaktivitäten und den in dieser Zeit entwickelten Therapieoptionen, bestehend aus Tabletten, Inhalation oder über Dauerpumpe venös verabreichte Medikamente, sowie Kombinationstherapien, können die Beschwerden für Patienten gelindert und die Lebensqualität verbessert werden. Diese Erfolge dürfen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Lungenhochdruck nach wie vor eine lebensbedrohliche und chronisch fortschreitende Krankheit ist. Bei vielen Patienten kommt es trotz der Medikation im Verlaufe ihrer Erkrankung immer wieder zu erheblichen Verschlechterungen des Gesundheitszustandes, die auch bei PH-spezialisierten Medizinern Fragen aufwerfen. Für Kinder und jugendliche Patienten gibt es bis heute keine zugelassenen und für diesen Patientenkreis getesteten Medikamente. Hier möchte die René Baumgart-Stiftung ansetzen.

Sie fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Erkenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine frühzeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptionen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabilisierung oder Linderung der Beschwerden versprechen, sondern eine vollständige Heilung.

Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen geboren. Im Alter von 10 Jahren starb seine Mutter an Idiopathischer Pulmonal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Diagnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit PH.

v.l. Dr. D. Mereles, S. Kreuscher, B. Kopp, N. Ehlken, Prof. H. Olschewski, Graz

v.l. Dr. D. Mereles, S. Kreuscher, B. Kopp, N. Ehlken, Prof. H. Olschewski, Graz

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Zu medizinischen Themen:
Universitätsklinik Heidelberg

Kardiologie und Pneumologie
PD Dr. Ekkehard Grünig
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Tel.: 0 62 21 / 56 - 89 06
E-Mail: Ekkehard.Gruenig@med.uni-heidelberg.de

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